Im langjährigen Rechtsstreit zwischen Phil Ivey und dem Casino Borgata ist immer noch kein Ende in Sicht. Es geht um Spielgewinne in Höhe von 10,1 Millionen US-Dollar, die der Pokerprofi dem Casino laut einem Gerichtsurteil zurückzahlen soll. Der Grund hierfür ist sogenanntes Edge-Sorting, was dem Dafürhalten des Casinos Betrug gleichkomme. Ivey hat das ursprüngliche Urteil angefochten, war aber zur Rückzahlung verpflichtet worden. Da dies noch nicht geschehen ist, will Borgata nun die Genehmigung, nach Phil Iveys Vermögen zu suchen.
Die Gewinnsumme stammt übrigens aus dem Jahr 2012. Damals haben Phil Ivey und seine Partnerin Cheung Yin „Kelly“ Sun beim Baccarat den Betrag abgeräumt. Ein Grund dafür war das sogenannte Edge Sorting. Hierbei betrachten die Spieler die Karten genau und können durch Abweichungen im Druck auf der Rückseite den Karten ihre Werte zuordnen. Dabei dürfen die Karten jedoch nicht rotiert werden und die Spieler müssen sie genau erkennen können. Mittels einer Mischmaschine und einem guten Blick auf die Karten kamen die Angestellten des Casinos den Anforderungen nach.
Dass Ivey und Sun dabei Edge Sorting betrieben, ist dem Betreiber des Borgata Casinos in Atlantic City aber erst später aufgefallen. Durch einen Fall aus einem Londoner Casino ist man darauf aufmerksam geworden. Phil Ivey klagte selbst vor dem obersten Gericht in Großbritannien gegen das Crockford Casino. Hier hatte der Pokerprofi Punto Banco gespielt – eine andere Variante von Baccarat. Das Casino zahlte die Gewinne in Höhe von 7,7 Millionen Pfund jedoch nicht aus, weil Ivey Edge Sorting angewandt habe.
Die Vorwürfe hat der „Tiger Woods des Pokers“ auch in dem Prozess eingeräumt. Allerdings hält er diese Technik nicht für Betrug. Das Gericht in Großbritannien hat allerdings gegen Ivey entschieden, weil er entschiedene Maßnahmen zur Manipulation genutzt habe. Tatsächlich hat der Pokerprofi die Dealer während des Spiels gebeten, die Karten in eine bestimmte Richtung zu drehen. So waren die Unterschiede in den Mustern besser zu erkennen.
Das Gericht in New Jersey nannte dies ebenfalls als Begründung, die Gewinne als nichtig zu erklären. Der zuständige Richter hatte bereits im Oktober 2016 entschieden, dass diese Anpassungen den Vertrag zwischen Ivey und dem Casino ungültig machten. Der Streit war damit allerdings noch nicht beendet.
Borgata gewinnt Rechtsstreit gegen GEMACO ebenfalls
2017 hat Ivey verlauten lassen, dass er gegen dieses Urteil in Berufung gehe. Solange der Rechtsstreit noch nicht beigelegt sei, wolle er zudem die Gewinne behalten. Die Tatsache, dass Marina Distrinct Development, LLC – der Besitzer des Borgata Hotel Casino and Spa – nicht nur Phil Ivey, sondern auch den Kartenhersteller GEMACO verklagt hat, verzögerte jedoch die Berufung.
GEMACO war für die fehlerhaften Karten verantwortlich und wurde vom Gericht schuldig gesprochen, allerdings nur in einem von sechs Fällen. Aufgrund dessen, dass die Abweichungen in den Decks von GEMACO in der bei Casinos üblichen Toleranzgrenze liegen, ist nur der Garantieanspruch gültig. Die Kosten für 32 verwendete Decks darf Borgata somit geltend machen. Gesamtwert: 26,88 US-Dollar.
Daraufhin konnte also die Berufung Iveys angegangen werden. In der Revision wurde von den Anwälten Iveys angeführt, dass die Rückzahlung der Summe deutlichen Schaden für seine Karriere bedeute. Da der Profi jedoch bei einigen hoch dotierten High-Stakes-Games und -Turnieren mitspielte, war dieses Argument wenig wert. Ein Gericht in New Jersey hat Ende August entschieden, dass Ivey die Gewinnsumme sofort zurückzahlen müsse, selbst dann, wenn er weiteren Berufungen nachginge.
Borgata will in Nevada das Geld eintreiben
Bislang gelang es jedoch nicht, das Geld in New Jersey aufzutreiben. Das Casino war nicht in der Lage, die Vermögenswerte des 10-maligen Gewinners eines World Series of Poker Bracelets aufzutreiben. Sie identifizierten zwar eine Bank, bei dem Ivey ein Konto hatte, allerdings wurde der Vollstreckungsbescheid mit dem Hinweis zurückgegeben, dass kein Geld vorhanden sei.
Phil Ivey hat in seiner Karriere jedoch eine Menge Preisgelder eingeheimst. Allein beim Live-Poker hat er in Turnieren mehr als 26 Millionen US-Dollar gewonnen. Phil Iveys größte Turniererfolge können sich sehen lassen:
- Platz 1 im AUD$250K No-Limit Hold’em der Aussie Millions 2014 (Preisgeld: 3.573.600 $)
- Platz 1 in der No-Limit Hold’em $250.000 Challenge der Aussie Millions 2012 (2.058.948 $)
- Platz 1 im AUD$250,000 No-Limit Hold’em Event der Aussie Millions 2015 (1.713.285 $)
- Platz 3 im HK$1 Million No-Limit Hold’em Short Deck er Triton Super High Roller Series 2018 (1.700.660 $)
- Platz 1 im No-Limit Hold’em Chamionship Event 29 bei der L.A. Poker Classic WPT 2008 (1.596.100 $)
High-Stakes-Runden, Online-Poker oder andere Casinospielen sind in dieser Aufzählung sogar nicht aufgeführt. Die Vermögenswerte von Ivey waren daher in einem anderen Bundesstaat zu finden. In Nevada besitzt er neben den Firmen Ivey Poker, LLC und Phil Ivey Enterprises, LLC weitere Unternehmen und Immobilien. Dazu gehört beispielsweise auch ein luxuriöses Haus in Cabo San Lucas, Mexiko. Dieses Haus hatte Ivey auch auf seinem Instagram-Account präsentiert.
Ganz klar ist der Umfang der Vermögenswerte laut den Anwälten von Marina Distrinct Development aber nicht. Die Bestände des Pokerprofis wurden jedoch auf etwa 100 Millionen US-Dollar geschätzt. Die feststellbaren Vermögen befinden sich dabei hauptsächlich in Nevada. Marina Distrinct Development versucht deshalb nun, eine Genehmigung zu erhalten, um nach Phil Iveys Vermögen in Nevada zu suchen. Wann der langjährige Streit beendet ist, kann damit aber noch nicht gesagt werden.
Phil Ivey zurück am Pokertisch
Abseits des Pokergeschehens ist also bei Ivey eine Menge los. Dennoch bleibt er seinem Metier weiterhin treu. Dies konnten wir in diesem Jahr schon beobachten. Er hat in seiner Karriere bereits einige Siegerpodeste besteigen dürfen. Seit den Anfängen des Pokerbooms bis Ende 2015 hat er sich durch sein perfektionistisches Spiel in die Riege der größten Spieler aller Zeiten gepokert.
Dabei zählten die WSOP-Armbänder zu den aufsehenerregenden Erfolgen, aber auch bei weltweiten Turnieren und Cash Games hat er sein Können erfolgreich unter Beweis gestellt. Nach der WSOP 2014 hat sich Ivey jedoch aus der US-amerikanischen Turnierszene zurückgezogen. Im Januar 2016 trumpfte er beim Triton-super-high-roller-Turnier auf den Philippinen noch einmal auf und errang den 5. Platz, der ihm 656.500 US-Dollar Preisgeld einbrachte. Danach wurde es jedoch ruhig um ihn.
Dass er es immer noch draufhat, zeigte er nach zweieinhalb Jahren Pause. Im Mai dieses Jahres spielte er bei der Triton Short Deck Super High Roller Series in Montenegro mit. Beim HK$1 Million errang er den dritten Platz – Preisgeld: 1.700.660 US-Dollar –, nachdem er bereits im HK$250k Event 604,992 US-Dollar gewann.
Mit diesem Lauf im Rücken gelangen ihm auch vier Cashes bei der WSOP 2018. Darunter war auch ein neunter Platz in der prestigeträchtigen $50k Poker Players Championship und einer im Main Event. Hier schied er jedoch auf Platz 547 aus. Die letzten Erfolge zeigen aber, dass Ivey immer noch ein Profi ist, mit dem man unabhängig von der Feldgröße rechnen muss.